Der Verfasser dieser Zeilen wähnte sich förmlich bei den Juroren von DSDS, die bei jedem Selbstdarsteller, der halbwegs in der Lage ist, seinen Namen fehlerfrei zu buchstabieren und zudem einen musikalischen Ton halbwegs zu treffen, in kollektives “Pipi in den Augen” ausbrechen. Nur dieses mal ging es nicht um bundesdeutsche Sangeskünste, sondern um die Ergebnislisten von den Senioren bei den diesjährigen Hamburger Meisterschaften im Tischtennissport.
Das war fast wie in den “Heydays”, den goldenen Jahren von Oberalster, wo die Konkurrenz brav zuschauen durfte und Oberalster ein sehr unersättlich einnehmendes Wesen aufwies. Es sackte förmlich alles ein, was es zu gewinnen gab. Aber das ist leider Geschichte, und jetzt hat es zuweilen den Anschein, als ob dieser Verein das Schicksal aller Dinosaurier fristet. Andererseits ist dieser Verein der lebende Beweis, dass es für die Senioren im Großraum Hamburg wohl keine bessere Adresse gibt. Und das ist doch auch etwas Grandioses sowie Tröstliches.
Doch nun zum Sportlichen, den Hamburger Meisterschaften der Senioren vom 27.- 28.Januar 2018 in Niendorf:
S40
In der so geannten “Königsklasse” S40 waren mit Gerrit Weber und Jörg Berger zwei Grandes an den Start gegangen. Bei Gerrit war klar, dieser Tag würde für ihn ein leichter sein. Wer konnte es nur wagen, an seinem Thron zu rütteln? Wohl niemand. Mit mehr Spannung verfolgte der Chronist den Werdegang unseres Wunderspielers Jörg Berger, der einen unfassbar komentenhaften Aufstieg in den letzten Jahren zu verzeichnen hat – und der lebende Beweis ist, was man – auch im höheren Alter – alles mit Ehrgeiz und Talent bewerkstelligen kann.
In den Gruppenspielen wurde jedenfalls von Beiden alles weggefiedelt, was vor die Geige kam, das konnte man auch erwarten, aber dass Gerrit mit seinem seinem eigenen Vereinskollegen Jörg im Endspiel der Konkurrenz konfrontiert wurde, das war nun doch keine Selbstverständlichkeit. Somit blieb Jörg der Trost, lediglich gegen einen Ausnahmespieler aus dem eigenen Verein unterlegen zu sein. Aber das war schon mal ein guter Auftakt.
Im Damenbereich wollte es unsere Sabine Heger gleichtun. In den Gruppenspielen noch Jutta Schwarz unterlegen, musste sie dann gegen die unkonventionell angreifende Michaela Bruchlos im Halbfinale die Segel streichen. Für mich eine kleine Überraschung, denn unsere “Biene” hat doch erheblich mehr Spielpotential. Aber so grausam ist zuweilen unser weißer Sport.
Im Herrendoppel S40 die große Überraschung. Gerrit mit Partner Bränzel (vom VFL Brörnsen) wurden ihrer Favoritenrolle nicht gerecht und streckten gegen Fink/Voigt die Segel. Das war dann das Regattazeichen für Jörg Berger an der Seite des baumstarken Sebastian Baum vom TSV Sasel. Ein erster Platz als Lohn dieser Disziplin. Grandios.
Unsere Sabine Heger hatte sich nach dem Einzel-Aus wieder gut erholt und marschierte an der Seite ihrer Bezwingerin durch die Instanzen. Geradeweg auf das Siegespodest.
Und unser Jörg schien einfach nicht genug zu bekommen: Im Mixed ballerte er an der Seite von Michaela Bruchlos alles weg, was im Wege stand. Mit dieser grandiosen Leistung avancierte unser Jörg zum erfolgreichsten Spieler dieser Meisterschaften. Herzlichen Glückwunsch!!! Anzumerken noch, dass Sabine Heger an der Seite von Hannes Schulz Silber holte und auf dem Treppchen die Oberalsterfahne weiter verstärkte.
S50
Merkwürdigerweise ist die 50er-Klasse der am stärksten frequentierte Wettbewerb. Hier versuchten Holger Heinrich und Hauke Schmidt den Etablierten um Uwe Christlieb und Lutz Mocker Paroli zu bieten. Aber gerade dieser Weg würde steinig werden. Äußerst sogar.
In der Vorrunde Gruppe 5 hatte sich Mannschaftskollege Hauke Schmidt mit den starken Aktiven Robert Sander und Kai Ottlik auseinander zu setzen. Und Hauke spielte, wie in Trance. Der gute Ottlik wurde mit 0:3 in seine Ecke geschickt und auch Robert Sander musste kämpfen wie ein Bulle. Der Lohn. Weiterkommen von Hauke. Klasse!!!
In der Gruppe 7 kämpfte unser Holger Heinrich tapfer gegen die Übermacht von Michael Janssen und Holger Asmus. Es langte leider nur zu einem 3. Gruppenplatz. Schade, Holgi.
In der Hauptrunde der S50-Klasse zauberte unser Hauke dann weiter. Und selbst der renommierte Rupert Schlößer musste alle Register des Könnens und seiner langen Noppe ziehen, um unseren Emporkömmling zu bändigen. Ganz großes Kino, Hauke. Für mich: DIE positive Überraschung dieser Meisterschaften.
Im Damenbereich S50 wehten die Fahnen für den Oberalster VFW, verteten durch Susanne Freybier und Viorika Kothcier. Während Letztere leider in der Gruppe der Etablierten nicht soviel ausrichten konnte, konnte Susanne ihrem Namen gerecht werden und eine Runde Freibier auf den Sieg spendieren. Bemerkenswert der Sieg gegen die Ex-Deutsche Meisterin Beate Zeyn. DIE Sensation im Damentischtennis. Wahnsinn.
Leider stand in der Hauptrunde noch eine Aktive aus Poppenbüttel, die bereits die Herren aus der 5. Herren in der Punktspielrunde düpierte und wahrlich keine Schlechte ist. Ihr Name: Claudia Mählhopp. Sie räumte unsere tapfere Sabine aus dem Feld und sicherte sich zudem den Titel.
Im Herrendoppel scheiterten unsere Helden leider bereits in der ersten Runde, während es im Damendoppel S50 unsere Susanne mit Viorika immerhin aufs Treppchen schafften. Ein schöner Erfolg.
Auch im Mixed waren unsere mutigen Athleten Hauke mit Susanne Freybier leider in der 1. Runde verlustig. Trotzdem ein gute runde Ausbeute in dieser äußerst schweren Klasse.
S60
In der 60er-Klasse war eigentlich Nils Reh ein sicherer Medaillenkandidat. Eigentlich. Aber leider konnte unser langjähriger Vorzeigeathlet an diesem Tage nicht antreten. Somit marschierte wieder einmal die Noppenkombination lang/kurz durch die Instanzen und zerlegte die Oberalster-Historien Wolfgang Fründt und im Endspiel sogar Peter Rückert.
Im Dameneinzel musste Doris Bernotat den stolzen Banner von Oberalster hoch halten. Aber leider war die Konkurrenz zu stark. Egal. Mitmachen ist wichtiger.
Im Mixed gab es für Doris – an der Seite von Michael Weitz – immerhin Bronze zu gewinnen. Glückwunsch, liebe Doris.
S65
Die S65-Klasse ist bereits seit Jahren DAS Prunkstück von Oberalster VFW, treten hier doch DEUTSCHE MEISTER an, die einfach nicht zu stoppen sind. Gemeint sind Heinz-Peter Louis und sein Partner Rainer Knappek. Wo dieses Paar auftritt, hat die Konkurrenz nichts zu lachen, nicht einmal etwas zu lächeln – und der Autor weiß leidlich selbst, wovon er spricht…
Aber da war noch mehr. Unser Henry Olberg, seit Tagen im mächtigen Aufwind der Tischtenniskünste wollte in der starken Gruppe mit Manfred Plitt und Peter Kamischke nicht einfach nur als Ballholer fungieren. Ungeschlagen (!!!) absolvierte unser Henry diese Herausforderung! Sein Mannschaftsführer kam aus dem Stauenen nicht mehr heraus. Leider war dann in der Hauptrunde gegen Takis Petersen Feierabend. Schade, Henry, da wäre mehr für Dich drin gewesen. Aber, Ende gut, alles gut. Beim Kampf um die Plätze zur Norddeutschen Meisterschaft wurde Manfed Plitt erneut düpiert und Henry ist dabei. Glückwunsch!!!
Und das Endspiel? Wie gesagt, Heinz-Peter gegen Rainer. Das Match wogte hin und her wie ein Tsunami und erst der 5. Satz sollte die Entscheidung bringen. Heinz-Peter möge bitte nicht grollen, aber ich hatte doch mitgefiebert, das sich Fortuna einmal unserem Rainer zuwenden möge. Aber wer hört schon auf einen armen Chronisten?
Fazit: Wer wird denn bei einer Vizemeisterschaft gram sein? Glückwunsch an beide Ausnahmekönner.
S70
Kommen wir in die höheren Regionen, was das Alter betrifft. In der 70er-Klasse wollten Bernd Kähler, Reinhard Klein und Schubi eingreifen. Und alle drei Aktiven meisterten diese Aufgabe.
In der Hauptrunde bescherte das Losglück dann unserem Reinhard seinen Mannschaftskollegen Bernd und musste nach großem Kampf gratulieren. Schubi spazierte gegen Peter Thöl weiter nach vorne. Im Halbfinale war dann sowohl für Bernd als auch für Schubi überraschenderweise Sense. So mussten die beiden Mannschaftskollegen den dritten Platz für die Norddeutschen ausspielen. Hier hatte Erstbesagter etwas mehr Fortune.
Im Damenbereich S70 konnte unsere Anke Gerloff-Röpke immerhin den 2. Platz erfighten und war nur Reate Napierala von Tura Harksheide unterlegen. Glückwunsch auch an Dich, liebe Sportkollegin.
Im Herrendoppel machten sich Reinhard Klein mit Schubi einen Kindertraum wahr. Einmal Hamburger Meister werden. Das klappte besser als befürchtet.
Und last not least kam es im Mixed erneut zu einer Paarung Oberalster gegen Oberalster. Reinhard Klein an der Seite von Anke Gerloff-Röpke gegen Renate Napierala mit Partner Schubi. Letztere siegten dann – und freuten sich.
S75
Die S75-Klasse ist seit Jahren besonders hart umkämpft. Das war bereits im Vorfeld klar. Mit Karsten Wendt, Bernd Ebell, Helmut Wolter und vor allem Klaus Schweda standen dort wirkliche Heroen im Ring, die sollten erst einmal geschlagen werden.
Und dann war – zur Überraschung nicht weniger – unser Peter Kelb. Die bange Frage blieb, wie würde er nach der langen Krankheit (quasi 1 Jahr OHNE Training) bestehen können? Und wie er überstand!!! In der Vorrunde musste der stets heißlaufende Karsten Wendt bereits Tribut zollen. In der Hauptrunde ein schöner Sieg über Peter Hansen von TTG207 – und dann war Finale angesagt. Gegner: Bernd Ebell, der eine Duftmarke gesetzt hatte und bereits Klaus Schweda in die Schranken verwiesen hatte. Aber Peter ist eben Peter. Und auf dem Treppchen ganz oben steht eben nur einer. Und der spielt bei Oberalster. Riesenglückwunsch für dieses unfassbare Leistung, die ganz besondere Anerkennung findet!!!
Unser Kämpe, Werner Cansier, spielte in der Gruppe zwar gut mit und gelang auch zuweilen ein Vorhandmördergeschoss – aber es war doch leider für die Hauptrunde zu wenig. Schade, Kanne.
Im Dameneinzel S75 führte unsere Karin Niemeyer die Konkurrenz förmlich vor. Das war vorher schon klar. Selbst im Endspiel gekonnte Doris Döring immer nur raten, welche Schnittvariante gerade angesagt war. Toll, Karin. So viele Jahre solche grandiosen Ergebnisse, das hat schon was ganz Besonderes.
Ach im Herrendoppel S75 zeigte sich unser Peter Kelb an der Seite von Werner Cansier hungrig, waren aber im Endspiel dem eingespielten Team von Ebell/Wendt doch unterlegen. Doch auch hier eine sagenhaft gute Vizemeisterschaft. Glückwunsch auch an Kanne.
Im Damendoppel ließen Karin Niemeyer an der Seite von Gunda Stuhr gar keine Diskussionen aufkommen. Diese Meisterschaft war einfach meisterlich.
Würde Karin auch das Kunststück gelingen, alle drei Titel einzuheimsen? Nicht ganz. Im gemischten Doppel S75 gegen Döring/Hansen war überraschenderweise Schicht im Schacht. Genauso erging es unserem Peter an der Seite von Gunda Stuhr gegen Bublitz und Schweda, die letztendlich auch den Titel gewannen.
In der Herrenklasse S80 war niemand von Oberalster vertreten. Aber was nicht ist… Und vielleicht hat jemand das Riesenglück und die Fitness eines Tages den Spuren von Claus Laudahn (TTG 207) zu folgen, der diese Konkurrenz gewann. Und ich hatte früher als kleiner Bub immer fest geglaubt mit 40 Jahren hört das Leben bereits auf und mit 60 sitzt man nur noch im Altersheim im Rollstuhl… Tischtennis ist ein idealer Sport, an seiner Gesundheit zu schrauben und weiter fit zu bleiben!
Ich drücke allen Qualifizierten für die Norddeutschen Meisterschaften im April an heimischer Stätte die Daumen. Wer weiß, wie oft dann die Oberalsterflagge wieder symbolisch auf dem Siegestreppchen im Winde weht.